Die Umgebung des neuen Einfamilienhauses am Fusse des Homberg im aargauischen Reinach verlangte nach einer klaren Setzung: Von der spanischen Hacienda bis zur Wildwest-Blockhütte findet sich in der Nachbarschaft fast jeder Baustil. Die Ausgangslage auf dem Grundstück am Kreuzungspunkt zweier Quartierstrassen repräsentiert eine Realität, wie sie die meisten verbliebenen Baulandreserven im schweizerischen Mittelland prägt. Entstanden ist ein klassisches Haus, das mit traditionellen Elementen spielt und diesen eine zeitgemässe Form verleiht. So ist die ortsübliche Vorgabe des Walmdachs nicht negiert, sondern im Gegenteil dessen Steilheit mit 43 Grad fast bis zum Äussersten ausgereizt. Die Fenster sind regelmässig in die Fassade gesetzt, der beigegraue Silikatverputz von Hand mit einem dicken Pinsel aufgetragen, damit er eine lebendige Struktur erhält. Das auf seiner Westseite dreigeschossige, gegen Osten in den Hang eingelassene Gebäude folgt einer klaren Geometrie. Es vereint auf dem Grundriss eines langgezogenen, schmalen Rechtecks alle Haupt- und Nebennutzungen in einem Baukörper: Ins Erdgeschoss sind sowohl eine Garage wie Atelier und eine kleine Werkstatt integriert; die oberen beiden Etagen gehören dem Wohnen. Eine breite Treppe verbindet die drei Stockwerke: sie führt von der offenen Diele hinter dem zentralen Eingang mit einer sanften Rechtsdrehung nach oben in den Wohn-, Koch- und Essbereich. Da die Bauherren auf eine optische Barriere zwischen halböffentlichen und privaten Räumen verzichteten, bleibt der Lichteinfall durchs Haus ungestört und das Gefühl einer luftigen Transparenz stark. Die zahlreichen, klar rhythmisierten Fensteröffnungen setzen markante Akzente: Ihre breiten Rahmen sind innen aus warmem, rötlichem Lärchenholz gefertigt. Aussen wurden sie dagegen mit dem Verputz der Aussenhülle überzogen und damit Teil der Fassadenhaut. Zudem sind sie soweit aus der Fassade zurückversetzt wie möglich. Damit erhalten ihre Leibungen eine optische Schwere, als bestünde das Haus aus jahrhundertealten, dicken Mauern. Auch die Proportionen der Innenräume sind von den Massen bürgerlicher Wohnhäuser der Jahrhundertwende abgeleitet – ländlichen Fabrikantenvillen, wie es in der einstigen Industriegegend zwischen Hallwilersee und Menziken einige gibt. Es sind einfache räumliche Verknüpfungen geschaffen ohne Korridorzonen. Stattdessen geht man von einem Raum in den nächsten, von der offenen Küche ins Wohnzimmer und auf die Terrasse, die von einer Mauer auf zwei Seiten geschützt wird. Ein durchgehender, sandfarbener Anhydritgussboden unterstützt den Eindruck der stockwerkweise zusammengefassten Einheiten zusätzlich. Zwei grosse Fenster prägen den Wohnbereich. Sie öffnen sich nach Südosten zu der barocken Dorfkirche sowie den Innerschweizer Alpen und nach Westen ins Wynental. Diese beiden Ausblicke, den Hauptachsen der Parzelle folgend, machen die Qualität des Standorts erst deutlich.Gegenüber diesem starken Aussenbezug auf der Wohnetage ist das oberste Geschoss mit den privaten Bereichen als Rückzugsraum ganz in Holz ausgeformt – allerdings nicht als niedrige Höhle unter dem Dach, sondern in kathedralenartigen Dimensionen. Statisch liegt ein selbsttragendes Walmdach in Holzelementbauweise auf den massiven Mauern der unteren beiden Geschosse. Im Innern teilt sich die Konstruktion nochmals in zwei Dachräume über einem Schlafzimmer und einem Studio, die respektable Höhen von fünf bis sechs Metern erhalten. Dazwischen ist das niedrigere Badezimmer eingeschoben: als offene Wellnessoase mit Badewanne, Dusche und grosszügigen Platzverhältnissen. Auch hier fällt Tageslicht von zwei Seiten ein – und verrät das Geheimnis des schlichten Hauses: Luft, Licht und Sonne in wohlproportionierten, zurückhaltenden Räumen.